Der Minnesänger Gottfried von Neuffen
Kurz vor seinem Tod im Jahr 1246 teilt Heinrich von Neuffen seine ihm verbliebenen Besitztümer unter seinen Söhnen auf (Burg Achalm wurde wie bereits erwähnt 1235 als Lehen vom Kaiser eingezogen).
Der älteste Sohn, Heinrich II., erbt die Burg Hohenneuffen mit den dazugehörigen Orten Winnenden und Neuffen, die Burg Blankenhorn mit allen Besitztümern im Zabergäu bekommt der wohl berühmteste Vertreter der Familie, der jüngere Sohn Gottfried von Neuffen.
Gottfried wuchs zusammen mit seinem Bruder teilweise am königlichen Hof Heinrichs (VII.) auf, durch das gemeinsame Interesse am Minnesang kann ziemlich sicher davon ausgegangen werden, daß der junge Neuffer mit dem fast gleichaltrigen König befreundet war und von diesem auch gefördert wurde.
Trotz oder gerade wegen der Verbundenheit zum gescheiterten Monarchen wird Gottfried von Neuffen einer der bekanntesten und erfolgreichsten Minnesänger seiner Zeit. Im berühmten Codex Manesse, der Züricher Liederhandschrift aus dem Jahr 1315, in der die berühmtesten Minnesänger entsprechend ihrer Bedeutung aufgelistet wurden, rangiert Gottfried an 17.Stelle von 138! Auch sind über 50 Liedtexte von ihm erhalten, aber leider keine dazugehörigen Melodien.
Durch sein Erbe wird Gottfried von Neuffen der erste und, wie sich später zeigt, leider auch der einzige alleinige Besitzer der Burg Blankenhorn, der hier auch seinen Hauptwohnsitz hat.
Aber nicht nur im „beruflichen“ Sinne ist der Neuffer außergewöhnlich, auch privat geht der junge Adlige neue Wege: Seine Ehefrau Mechthild erscheint in allen erhaltenen Urkunden stets ohne Nachnamen, was auf eine nichtadlige Herkunft schließen läßt! Es ist in dieser Zeit schon erstaunlich, daß ein edelfreier Ritter außerhalb seines Standes heiratet, es muß sich wohl um eine richtige Liebesheirat gehandelt haben.
Das Paar bekommt 2 Kinder, einen Sohn Rudolf und eine Tochter Maria, welche sicherlich auf Burg Blankenhorn aufgewachsen sind und ihre Kindheit in den Wäldern rund um die Burg verbracht haben.
Nach dem Rückzug vom Königshof wird es um den Minnesänger ruhiger. Urkundlich tritt er nur noch bei Schenkungen und Verkäufen in Erscheinung.
Da die Geschichtsschreibung in dieser Zeit eigentlich noch nicht existiert, sind Urkunden, in denen bestimmte Personen als Aussteller oder Zeugen auftauchen, die einzige Möglichkeit der Datierung und Ortsbestimmung.
Die letzte urkundliche Erwähnung Gottfried von Neuffens ist auf den 30. Mai 1279 datiert, hier tritt er als Zeuge einer Schenkung Konrad von Magenheims an den Domstift zu Mainz auf.
Wahrscheinlich um 1279 teilt der über 60jährige Ritter seinen Besitz und vermacht ihn zu gleichen Teilen an seine Kinder. Auch diese Handlung überrascht den Betrachter, Tochter Maria wird genauso berücksichtigt wie ihr Bruder!
Wann und wo Gottfried und seine Frau gestorben sind, entzieht sich unserer Kenntnis.
Neueste Forschungen von Professor Dr. Rückert, dem Leiter des Hauptstaatsarchiv Stuttgart, zeigen deutlich in die Richtung, daß sich die Grablege Gottfrieds,
seiner Frau und seiner Kinder im Kloster Maulbronn befindet.
In der Klosterkirche ist noch heute eine Grabplatte mit dem Wappen der Herren von Neuffen und derer von Magenheim zu sehen. Dies deutet klar auf die Tochter
Gottfrieds, Maria von Neuffen, hin, die ja bekanntlich mit Ulrich von Magenheim verheiratet war.
Außerdem sind urkundlich sehr hohe Spenden und Schenkungen Gottfrieds ans Kloster Maulbronn belegt, um sein Seelenheil und das seiner Familie zu
sichern.
Die Bindungen der Familie zum Kloster scheinen sehr eng gewesen zu sein!
Und hier noch ein Beispiel der Minnekunst Gottfrieds mit Übersetzung ins Hochdeutsche:
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Falls Sie weiteres Interesse an den Texten Gottfrieds haben, die IG Burg Blankenhorn hat alle überlieferten Texte in ihrem Archiv, bitte einfach nachfragen!
©2013/Stefan Weber